Du interessierst dich für Architekturjournalismus? Du möchtest über Themen aus dem Bereich Bauen, Wohnen oder Einrichten schreiben, filmen und/oder posten? Dann wird dir dieser Artikel helfen, einen Einblick in den Arbeitsalltag von Architektur- und Interior-Journalist:innen zu bekommen.
Hier findest du Informationen zu folgenden Themen:- Die wichtigsten Medienmarken in Deutschland
- Große Themenvielfalt
- So arbeitet eine Redaktion
- Erfahrene Architektur- und Interior-Journalist:innen im Gespräch
- Der Weg in den Job
- Voraussetzungen
- Ein Studium erhöht deine Chancen
- Das Volontariat, der klassische Weg
- Praktika bringen Klarheit
In diesem Text geht es vor allem um den Architektur- und Interior-Journalismus, der sich an ein breiteres Publikum wendet. Die klassische Architekturkritik ist ebenfalls Bestandteil des Architekturjournalismus, findet in diesem Text aber nur am Rande statt. Noch ein Hinweis: Da du dich auf der Seite der Burda Journalistenschule befindest, wird an einigen Stellen auf die Ausbildung im Bereich Architektur- und Wohn-Journalismus bei Hubert Burda Media eingegangen.
Was ist Architekturjournalismus?
Los geht’s mit der Frage: Was ist Architekturjournalismus? Andreas Schümchen, Professor für Journalistik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, beschäftigt sich mit den Mitarbeiter:innen des Instituts für Medienentwicklung und -analyse (IMEA) bereits seit einigen Jahren mit dem Genre. Er fasst den Begriff „Architekturjournalismus“ wie folgt: „Bei ‚ Architekturjournalismus‘ denken die meisten wahrscheinlich an das Feuilleton, an berühmte Architekten und aufsehenerregende Bauwerke – also mehr an klassische Architekturkritik. Dabei umfasst das Themenfeld ,Planen und Bauen‘ wesentlich mehr und hat vor allem auch eine Alltagsrelevanz für das Publikum. Technische Entwicklungen bei Baustoffen oder Heizsystemen, bezahlbarer Wohnraum, ökologische Probleme beim Bauen, politische Aspekte der lokalen Stadtplanung oder modische Trends in der Wohnraumgestaltung – das Themenspektrum ist enorm vielfältig.“
Architekturjournalismus klingt für manche Menschen etwas elitär. Der Eindruck ist nicht ganz falsch, aber auch nicht richtig. Dafür ist das Themenspektrum viel zu groß und vielfältig. Manche Zeitschriften aus dem Bereich wenden sich an einen eher kleinen Kreis von Kunstinteressierten, andere an Menschen, die bauen oder renovieren wollen. In allen Fällen gilt: Wer über Wohnraum schreibt, schreibt auch über Menschen. Denn hinter jedem Gebäude oder jeder Einrichtung steckt eine persönliche Geschichte.
Die Redakteur:innen von Haus.de – einem nutzwertorientierten Angebot für Menschen, die bauen wollen – sehen sich vor allem als Service Journalist:innen und schreiben entsprechende Texte. Dennoch werden in vielen Fällen architektonische Kenntnisse benötigt.
Während sich Bau- und Architekturjournalist:innen mit den Gebäuden befassen, geht es im Interior-, Living- oder Wohn-Journalismus um Räume, Einrichtung und Dekor, also um die Themen „Wohnen“ und „Einrichten“. Dafür ist ein Verständnis von Baukonstruktionen, Lichtgestaltung, Farben, Möbeln, Materialien und Stilrichtungen wichtig. Um diese Dinge geht es bei Titeln wie z.B. SCHÖNER WOHNEN.
Architektur- und Wohn-JournalismusDie wichtigsten Medienmarken in Deutschland
In Deutschland gibt es eine große Palette an Architektur-, Bau- und Wohn-Zeitschriften in praktisch allen Medienkanälen.
Architekturmagazine
Viele klassische Architekturzeitschriften richten sich an Architekt:innen und Baufachleute aus einer sehr akademischen und fachlichen Perspektive. Oft ist ein Architekturbüro an einer Ausgabe beteiligt und präsentiert darin seine und Projekte anderer Architekt:innen. Zu den Fachmagazinen mit eher kleinen Auflagen gehören die Zeitschrift des Bundes deutscher Architekten Die Architekt und weitere wie Detail, Baumeister oder die Deutsche BauZeitschrift. Wer für diese Titel schreibt, sollte schon über tiefere Vorkenntnisse verfügen, zum Beispiel über ein Studium der Architektur oder Stadtplanung.
Im hochpreisigen Segment für Architektur- und vor allem auch Interior-Journalismus finden sich eine Reihe von Hochglanztiteln, die sich auf ein Publikum mit exklusivem Geschmack konzentrieren, der zwar oft unerschwinglich ist, aber zum Schwelgen einlädt. Einige dieser Magazine sind dir vielleicht bekannt. Dazu gehören AW Architektur & Wohnen, Architectural Digest, ELLE Decoration oder das New Living Magazin Villa des BurdaVerlags.
Und dann sind da noch zahlreiche Architekturmagazine, die sich an ein breiteres Publikum richten. Sie zeigen Bau- und Wohnideen, die die Leser:innen sofort umsetzen können. In Summe decken sie alle wichtigen Bereiche ab: Bauen, Finanzieren, Wohnen und Renovieren. Für dieses Segment stehen auch das Magazin Das Haus und dessen Website Haus.de.
Dass das Thema Wohnen und Garten ein breites Interesse findet, sieht man daran, dass große Verlage gleich mehrere Titel zu dem Thema publizieren. Gruner + Jahr hat Marken wie Häuser, Couch, Living at Home und SCHÖNER WOHNEN, der BurdaVerlag Titel wie Wohnen & Garten, Wohnenträume, Lisa Wohnen & Dekorieren sowie das bereits erwähnte Das Haus und dessen Online-Ableger Haus.de. All diese Magazine setzen auf hochwertige Bildsprache und stimmungsvolle Reportagen. Bist du neugierig geworden und würdest gern mehr darüber erfahren, wie es in einer Redaktion zugeht? Johannes Berreth gibt dir einen Einblick in sein Volontariat bei Haus.de.
Auch die Feuilletons der größeren Tageszeitungen widmen sich immer wieder wichtigen Bauprojekten und Architekturwettbewerben oder aktuellen Fragen wie denen der Stadtplanung. Sie berichten ausführlich über Kontroversen in der Öffentlichkeit, zum Beispiel Finanzierungsthemen, und auch die klassische Architekturkritik hat dort Platz.
Online und Social Media
Auch Online und im Bereich Social Media gibt es eine Vielzahl an Kanälen, die sich mit Inneneinrichtung oder Bauprojekten befassen. Auch du bist vielleicht schon mal auf Pinterest gelandet, weil du nach Einrichtungsideen gesucht hast. Als visuelles soziales Netzwerk eignet sich Pinterest perfekt für Einrichtungs-Enthusiast:innen. Auch auf Instagram und YouTube finden Nutzer:innen eine Vielzahl von Kanälen von Influencer:innen, die sich auf Interior-Ideen spezialisiert haben. Hinzu kommen große Interior-Blogs wie happyinteriorblog.com, decor8blog.com und viele andere.
Ein Themenfeld, das besonders auf YouTube immer mehr an Relevanz gewinnt, ist Urbanität – also die Analyse von Städten, ihrer Baukultur und sozialen Strukturen. Andreas Schümchen sieht beim Thema Urbanität viel Potenzial: „Ich finde den Begriff ,Urban Journalism‘ ganz charmant. Unsere Städte verändern sich stark. Allein wenn wir an die Veränderungen der Mobilität denken. Durch Elektromobilität werden sich Städte extrem wandeln. Und sei es nur, dass sie sich anders anhören werden. Aber auch durch solche Phänomene wie Urban Gardening.“
Als Architektur- und Wohn-Journalist:in solltest du aber zunächst auf klassische Medien setzen, denn von digitalen Erlösen können in diesem Segment nur sehr wenige leben.
Architektur- und Wohn-JournalismusGroße Themenvielfalt
Architekturjournalismus ist relevant und dicht am Menschen. Entweder bedient er die Interessen vieler oder er wendet sich mit speziellen Themen an individuelle Bedürfnisse. „Er berührt thematisch unterschiedliche Ressorts“, konstatiert Andreas Schümchen, und da seien Journalistinnen und Journalisten gefordert, Themen rund um Planen, Bauen und Wohnen im eigenen Berichterstattungsfeld aufzugreifen – egal ob es um wirtschaftliche oder politische, technische, ästhetische oder kulturelle Aspekte geht, um Nutzwert, Geschichte, Wissenschaft oder Sport. Denn tatsächlich gäbe es zu all dem Anknüpfungspunkte mit der Architektur und Bauen. Man müsse sie nur entdecken! „Das Interesse beim Publikum ist jedenfalls da“, so Schümchen. Und diese Herausforderung gilt es für uns junge Journalist:innen anzunehmen.
Architektur und Gesellschaft:
Was du längst weißt: Bauen und Wohnen sind auch politische Themen und betreffen uns alle. Städte und Dörfer sind ständig im Wandel; bezahlbares und klimafreundliches Wohnen ist aktueller und wichtiger denn je und wirft politische, gesellschaftliche und kulturelle Fragen auf. Im Falle von Bauvorhaben im öffentlichen Raum wendet sich Architekturjournalismus an viele Menschen zugleich. Großprojekte wie die Hamburger Elbphilharmonie oder das Mammut-Verkehrs- und Städtebauprojekt zur Neuordnung eines Hauptbahnhofs, „Stuttgart 21“, laden immer wieder zu Diskussion und Kontroverse ein. Sie sind von hoher gesellschaftlicher, politischer und kultureller Relevanz und daher ein Dorado für viele Journalist:innen, nicht nur aus dem Bereich Architektur. Daher gibt es auch so manche:n Journalist:in, der/die eben auch, aber nicht nur in diesem Bereich arbeitet.
Nutzwertiger Bau- und Architekturjournalismus
Im Fall von Planung, Finanzierung, Renovierung und Einrichtung der privaten Immobilie wendet sich der Architektur- und Interior-Journalismus mit speziellen Themen und Lösungen an einzelne Menschen. Hier bekommst du einen ersten Überblick über die Vielfalt der Themen in den Bereichen Bauen/Architektur und Interior/Wohnen.
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Bauen und Finanzieren: Es gibt wenige Projekte in unserem Leben, die so umfangreich und groß sind wie der Hausbau. So viele Schritte sind notwendig, bis das Haus schlüsselfertig ist, und viel Geld steht auf dem Spiel. Dabei kann man einiges falsch machen und etliche Fragen sind zu beantworten, zum Beispiel in Bereichen wie Energieeffizienz, Förderungen oder Bauprämien.
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Sanieren und Renovieren: Kennst du SanReMo? Nein, nicht den italienischen Kurort an der Riviera di Ponente. SanReMo ist die Abkürzung für „Sanieren, Renovieren und Modernisieren“. Früher oder später muss jedes Haus mal renoviert oder saniert werden. Solche Maßnahmen gehen oft ins Geld und müssen sorgfältig geplant werden.
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Geld & Recht: Kennst du eigentlich deine Mieterrechte? Oder vermietest du bereits eine Wohnung? So oder so solltest du deine Rechte und Pflichten ganz genau kennen. Denn eigentlich will niemand so wirklich die Kosten für die überfällige Modernisierung übernehmen. Die Frage, wer am Ende was bezahlen muss, versuchen wir zu beantworten. Im Ratgeber-Teil ist „die Schreibe“ besonders wichtig. Wir reden zwar viel mit Jurist:innen, schreiben aber in einer verständlichen Sprache.
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Reportagen: Die wahrscheinlich spannendste Aufgabe im Architekturjournalismus ist der Besuch von Bauprojekten. Was macht das Haus so besonders und wie bringe ich das meiner Leserschaft näher? Wir sprechen mit den Architekt:innen und Eigentümer:innen. Dazu erstellen wir eine Fotoreportage, die sich am Grundriss des Hauses orientiert. Keine leichte Aufgabe.
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Interior: Welcher Stil gefällt dir am besten? Experimentierst du gern mit dem Industrial-Stil oder zelebrierst du den Seventies-Glamour? Wer mit seinem Wohnraum etwas ausdrücken will, braucht Mut. Wer also über Möbel und Räume berichten will, muss stilsicher sein und sowohl das Neue als auch das Zeitlose lieben und verstehen.
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Produkte: Menschen lieben es, neue Haushaltsgegenstände zu kaufen. Manche:r verbringt ganze Samstage mit Freude bei Ikea. Der Möbel- und der Technikmarkt sind jedoch für Konsument:innen kaum zu überblicken. Es gehört daher zu unserem Alltag, Produkte wie Möbel, Staubsauger, Grills oder Wassersprudler zu testen. Aber nur weil ein Hersteller ein neues Produkt auf den Markt gebracht hat, heißt es nicht, dass man es wirklich braucht oder dass darüber berichtet werden muss.
Glaub ja nicht, dass das schon alles ist. Es gibt viele weitere Themen im Interior- und Architekturjournalismus, die berichtenswert sind. Auf sozialen Medien kannst du weitere spannende Themen und Formate kennenlernen oder selbst ausprobieren.
Architektur- und Wohn-JournalismusSo arbeitet eine Redaktion
Im Redaktionsalltag wirst du zu den unterschiedlichsten Themen recherchieren und sie in Redaktionskonferenzen vorschlagen. Du schreibst deine eigenen Geschichten und nimmst Pressetermine wahr. Du wirst vor allem am Anfang eng betreut und mit der Zeit immer eigenständiger arbeiten, wie eine richtige Redakteurin oder ein richtiger Redakteur.
In einer Online-Redaktion sehen der Redaktionsalltag und der Themenplan etwas anders aus, auch wenn die Themen gleich sind. Neben den neuen Beiträgen müssen auch die alten Artikel überarbeitet werden, damit der Inhalt aktuell bleibt. Auch in den sozialen Netzwerken werden deine Beiträge ein breiteres Publikum erreichen und du kannst dir eine loyale Leser:innenschaft aufbauen. Was außerdem anders ist: Eine Online-Redaktion hat einen hohen Textbedarf und muss schnell auf Neuigkeiten reagieren, zum Beispiel wenn eine neue Förderung für den privaten Hausbau eingeführt wird. Ob Print oder Online, dein Arbeitsalltag wird sehr abwechslungsreich.
Architektur- und Wohn-JournalismusErfahrene Journalist:innen im Gespräch
Hier beantworten zwei Interior- und Architekturjournalist:innen aus unterschiedlichen Redaktionen Fragen zu ihrer Arbeit. Eva Kahl ist Redakteurin im Ressort Bauen & Renovieren bei der Zeitschrift Das Haus und schreibt dort u.a. die Wohn-Reportagen. Klaus Dahm ist Chefredakteur des Wohn-Magazins Villa und erklärt, wie er mit seinem Magazin einen bestimmten Ton trifft. Hinweis: Beide Titel gehören zum BurdaVerlag, zu dem auch diese Website gehört.
Eva Kahl im Gespräch
Braucht man architektonisches Wissen für Wohn-Reportagen?„Ich war schon früh an Architektur und Wohnen interessiert. Das macht es einfacher, sich in Reportagen über interessante Häuser reinzudenken. Man muss Grundrisse verstehen können und die Ideen: Was haben sich die Architekten dabei gedacht – oder manchmal eben nicht bedacht?“
Worauf achtest du bei der Reportage?„Bei Das Haus versuchen wir, die Reportage für die Leserschaft so spannend und nutzwertig wie möglich zu machen. Ich spreche meistens mit den Architekten und den Bauherren, um beide Seiten abzubilden. Nicht nur das Wohnliche ist wichtig, sondern auch das Konzeptionelle.“
Was war für dich das bisher spannendste Projekt?„Eine Reportage ist mir besonders in Erinnerung geblieben: die Geschichte einer Tischlermeisterin, die ein Schul- und Pfarrhaus – Baujahr 1750 – so ziemlich im Alleingang renoviert hat. Sie musste das Bauprojekt in vier Monaten abschließen, weil sie sich das sonst finanziell nicht hätte leisten können. Das Spannende war hier natürlich, dass sich da jemand quasi mit seinem ganzen Leben reingehängt hat.“
Die Mühe hat sich also gelohnt?„Das Haus ist sehr schön geworden. Sie hat ein gutes Gespür für Raumwirkung und Raumatmosphäre. Solche Geschichten finde ich unglaublich spannend, wenn man sich selbst einbringt und nicht nur den Architekten machen lässt. Das Schöne an den Bauprojekten ist, dass man so viele unterschiedliche Ansatzpunkte sieht.“
Klaus Dahm im Gespräch
Was ist das Alleinstellungsmerkmal von Villa?„Villa versucht, die Marktnische zu besetzen, die in Deutschland so noch nicht versorgt wird: weiblich, dekorativ, aber in einem Design, das mutiger, mediterraner und farbiger daherkommt als die existierenden Titel. Wir haben auch immer Wohnungen im Heft, die vermutlich nicht jedermanns Geschmack sind, aber unsere Häuser sind nie langweilig.“
Wie sprechen Sie Ihre Leser:innen an?„Wir versuchen, sie in ihrer geistigen und emotionalen Verfassung abzuholen. Das ist gar nicht so einfach, da wir viele Altersgruppen ansprechen: Villa kann Leserinnen von 35 bis 75 gefallen. Es hängt viel von der ästhetischen Imaginationskraft der Leserinnen ab und natürlich auch etwas vom Haushalts-Nettoeinkommen.
Es gibt auch Männer, die Interior-Zeitschriften lesen. Aber die sind für uns – im Fischerdeutsch gesprochen – nur ,Beifang‘. Den lassen wir an Bord, aber unser Schleppnetz werfen wir auf Leserinnen mit hoher Designaffinität aus.“
Welche Bedeutung haben längere Texte im Interior-Journalismus?Sie sind ein wichtiger Bestandteil. „Nehmen wir unser Essay ,Der Natur auf der Spur‘: Der ist vom Layout her sehr schön, aber im Grunde ein langer Essay über organische Architektur. Den wird vermutlich nicht jeder lesen, aber darum geht es gar nicht. In dem Augenblick, in dem die Leserin spürt, dass unser Magazin mehr ist als nur optische Inspiration, fühlt sie sich auch besser angesprochen und in ihrer eigenen Wertewelt ernst genommen.“
Möchtest du wissen, wie ein Volontariat bei Haus.de aussieht? In seinem persönlichen Bericht erzählt Johannes Berreth über seinen abwechslungsreichen Arbeitsalltag und das Volontariat an der Burda Journalistenschule.
Architektur- und Wohn-JournalismusDer Weg in den Beruf
Jetzt hast du schon viel über das Berufsbild des Architektur- und Interior-Journalismus erfahren. Doch wie wird man eigentlich Architektur- oder Interior-Journalist:in?
Gleich vorweg: Den einen goldenen Weg gibt es nicht. Hier zwei Dinge, die du unbedingt wissen solltest. Erstens: Ein abgeschlossenes Studium ist sicherlich der beste Weg in den Journalismus, aber zwingend ist es nicht. Viele sind auch ohne erfolgreich. Oft reicht auch eine passende Ausbildung. Ergo musst du auch nicht Architektur- oder Innenarchitektur studieren, um später in dem Bereich journalistisch zu arbeiten. Ausreichendes Fachwissen kannst du dir auch in einer Redaktion aneignen. Anders liegt der Fall bei hoch spezialisierten Fachmagazinen, die sich an diese Berufsgruppen richten. Da kann ein Fachstudium Bedingung sein.
Und zweitens: Journalismus kannst du überall lernen. Es ist ein Handwerk. Wenn du das beherrschst, kannst du dich im Grunde in jede journalistische Fachrichtung einarbeiten, auch in den Architektur- und Interior-Journalismus.
Voraussetzungen
Was du unbedingt mitbringen solltest, ist Spaß am Schreiben, Neugier, Kontaktfreudigkeit und Offenheit gegenüber den digitalen Medien, denn Journalismus ist heute multimedial.
Wenn du dich für Bau- und Architekturjournalismus interessierst, kannst du dich – auch ohne Fachstudium – gut in die Materie einarbeiten. Das gilt auch für den Interior-Journalismus, wenngleich du hier noch etwas Wichtiges mitbringen solltest. Klaus Dahm, Chefredakteur des Wohn-Magazins Villa, sagt es so: „Es ist weniger die Frage, ob man ein passendes Studium hat, sondern vielmehr, ob man die nötige Geschmackssicherheit besitzt. Denn die Leserin vertraut darauf, dass du sie gut berätst. Humanistische Allgemeinbildung und guter Geschmack sind daher Voraussetzung – den Rest des Fachwissens eignet man sich schnell an.“ Wenn du Leidenschaft für Architektur und Einrichtung empfindest und gern darüber schreibst, wirst du mit der Zeit immer besser darin.
Wenn du unsicher bist, ob Journalismus grundsätzlich das Richtige für dich ist, mache unseren anonymen Selbsttest „Eigne ich mich für den Journalismus?“.
Ein Studium erhöht deine Chancen
Ein Studium ist oftmals keine Bedingung mehr, um einen Ausbildungsplatz in einer Redaktion zu bekommen, häufig reicht auch eine passende Ausbildung. Dennoch kann dir ein Hochschulabschluss den Zugang zum Journalismus sehr erleichtern. Das muss nicht unbedingt Architektur oder Innenarchitektur sein. Denn vor allem eignest du dir im Studium Kompetenzen an, die auch im Journalismus elementar sind – zum Beispiel wissenschaftliches, präzises Arbeiten, kritisches Denken, Belastbarkeit und Selbstmanagement. Was du studierst, ist daher gar nicht unbedingt entscheidend. Viele Journalist:innen haben zum Beispiel ein sozial- oder geisteswissenschaftliches Studium absolviert. Kein Wunder: Denn gerade bei Literatur und Sprachen ist ja eine gewisse Nähe zum Journalismus gegeben.
Fachstudiengänge für Journalist:innen im Bereich Architektur sind neben Architektur, auch Bauingenieurwesen, Stadtplanung oder Immobilienwirtschaft. Neben Statik, Baukonstruktion und Baugeschichte sind Immobilienrecht und Immobilienfinanzierung Themen, mit denen du für deine Redaktion unentbehrlich sein kannst. Im Interior-Bereich ist ein Studium der Innenarchitektur zwar keine Voraussetzung, aber dennoch förderlich. Denn hier eignest du dir Materialkenntnisse, das nötige künstlerische Empfinden und ein Bewusstsein für Raumästhetik an.
Wenn du kein abgeschlossenes Studium hast, kann auch eine passende Ausbildung zum Beispiel als Bauzeichner:in oder Designer:in eine gute Qualifikation für einen Ausbildungsplatz im Architektur- oder Wohn-Journalismus sein.
Natürlich kannst du auch Journalismus studieren. Allerdings solltest du bedenken: Journalismus ist ein Handwerk, das man relativ schnell lernen kann. Um es gut zu beherrschen, musst du es nicht studieren. Aber: Wenn du dich auch wissenschaftlich mit dem Journalismus auseinandersetzen möchtest, ist ein Studium der Journalistik sinnvoll. An der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg beschäftigt sich das Institut für Medienentwicklung und -analyse (IMEA) seit 2017 mit dem bislang kaum erforschten journalistischen Genre des Architekturjournalismus.
Für deine spätere Arbeit als Journalist:in wirst du das aber – vermutlich – kaum brauchen. Was du außerdem wissen musst: In vielen Medienhäusern musst du trotz Journalistik-Studium ein Volontariat absolvieren.
Dennoch sind weder Studium noch Ausbildung eine Garantie dafür, dass du ein:e gute:r Journalist:in wirst. Journalismus lernst du on the Job in einer Redaktion, am besten begleitet von einer soliden theoretischen Ausbildung an einer Journalistenschule
Der klassische Weg: das Volontariat
Der klassische Weg in den praktischen Journalismus führt noch immer über das Volontariat. So nennt man die journalistische Ausbildung in einem Medienunternehmen. Meistens sind Volontariate mit dem Besuch einer internen oder externen Journalistenschule verbunden. Wenn dich das Thema interessiert, kannst du hier mehr über Journalistenschulen lesen. Journalistenschulen für Architektur oder Wohnen gibt es aber – zumindest in Deutschland – nicht.
Ein Volontariat kannst du bei einer Architekturzeitschrift oder ganz woanders, zum Beispiel in einer Lokalredaktion, absolvieren. Dort machst du dich mit Journalismus vertraut und wechselst dann später in die Fachrichtung Architektur oder Wohnen.
Auch der BurdaVerlag bildet über seine Marken ELLE Decoration, Das Haus und Haus.de sowie Wohnen & Garten, Wohnenträume, Lisa Wohnen & Dekorieren und Villa Architektur- und Interior-Journalist:innen aus. Zum Beispiel im Rahmen eines Volontariats bei Haus.de und der Burda Journalistenschule (BJS). Falls du mehr darüber wissen möchtest, dann lies das Stück „Mein Volontariat bei Haus.de“ von meinem Mitvolontär Johannes. Dort erfährst du auch alles zum Bewerbungsprozess.
Praktika bringen Klarheit
Wenn du dir noch nicht sicher bist, ob Journalismus das Richtige für dich ist oder ob dir die Fachrichtung Architektur- bzw. Interior-Journalismus liegt, empfehle ich dir, zunächst ein Praktikum zu absolvieren. Such dir ein paar passende Redaktionen aus und schreibe sie an. Eine Auswahl an Redaktionen findest du weiter oben im Kapitel zu den „wichtigsten Medienmarken in Deutschland“. Die meisten sind regelmäßig auf der Suche nach Praktikant:innen.
Je mehr praktische Erfahrung du sammelst und je mehr Arbeitsproben du vorlegen kannst, umso größer sind deine Chancen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Durch journalistische Praktika tauchst du in die Praxis ein und kannst viel ausprobieren. Nach zwei oder drei solchen Stationen hast du dann deine Stärken entdeckt, Arbeitserfahrung und erste Kontakte gesammelt, hast ein Gefühl für die unterschiedlichen Mediengattungen (Print, Online, TV, Radio) und weißt, für welche Themen du brennst.
In großen Medienunternehmen kann eine Werkstudentenstelle eine gute Alternative sein, um erste journalistische Erfahrungen zu sammeln. Anders als im Praktikum wirst du tendenziell weniger in unterschiedliche Bereiche reinschnuppern können, sondern eher ein bestimmtes Aufgabengebiet haben. Aber wenn du die Redaktion überzeugen kannst, wird sie dir auch mehr Aufgaben anvertrauen.
Welche Entscheidung du auch triffst und welchen Weg du auch gehen magst, wir wünschen dir dabei viel Erfolg.